Das Baltikum

Drei Länder, die moderne Urbanität, unberührte Natur und reiche Traditionen perfekt vereinen. Ob mittelalterliche Altstädte, spektakuläre Küsten oder lebendige Kultur – jetzt ist der ideale Moment, diese faszinierende Region an der Ostsee zu entdecken.
Ruine Toolse im Lahemaa Nationalpark / Estland

Drei Länder voller Überraschungen 


Das Baltikum entdecken 

Das Baltikum ist eine Region im Wandel. Trotz des modernen Flairs bleibt die Verbundenheit zur Natur und Tradition spürbar. Noch gilt die Region als weniger touristisch überlaufen – doch das könnte sich bald ändern. Es ist also genau der richtige Moment, den Rucksack zu packen und die kleinen, aber charakterstarken Länder an der Ostsee zu entdecken. 

Die Flaggen der drei baltischen Länder Litauen, Lettland und Estland flattern vor einem strahlend blauen Himmel

Ein einzigartiges Erlebnis 


Was ist das Baltikum? 

Das Baltikum, bestehend aus Estland, Lettland und Litauen, liegt an der Ostseeküste im nordöstlichen Europa – eine Region, die auf den ersten Blick vertraut, aber doch überraschend anders wirkt. Jedes der drei Länder hat eine eigene Sprache, einzigartige Traditionen und eine vielseitige Geschichte. Gleichzeitig verbindet die drei Länder eine gemeinsame Vergangenheit: Über Jahrhunderte waren sie Schauplatz von Handelsrouten, Machtkämpfen und kulturellem Austausch. Heute teilen sie nicht nur ihre Lage zwischen Ostsee und dem übrigen Europa, sondern auch einen gemeinsamen Schritt in die Moderne. 

Was das Baltikum besonders macht, ist die Vielfalt: Hier ist es nicht ungewöhnlich, an einem Tag durch eine mittelalterliche Altstadt zu schlendern und am nächsten in endlosen Wäldern oder an einer der unberührten Küsten der Ostsee absolute Ruhe zu finden.  


Vielfalt im Herzen des Baltikums 


Die Hauptstädte des Baltikums

Schon der erste Besuch der Hauptstädte zeigt, wie unterschiedlich die baltischen Länder sind.


Tallinn


In Tallinn scheint die Zeit stehen geblieben zu sein – zumindest in der Altstadt, die mit ihren verwinkelten Gassen und Türmen direkt aus einem Märchenbuch stammen könnte. Die Altstadt, ein UNESCO-Weltkulturerbe, begeistert mit Kopfsteinpflasterstraßen, wehrhaften Stadtmauern und einer Aussicht vom Patkuli-Aussichtspunkt, der einen Blick auf die roten Dächer der Stadt und den Hafen bietet. Besonders charmant ist der Marktplatz mit dem gotischen Rathaus, wo sich zahlreiche kleine Läden und Cafés befinden. 

Doch Tallinn hat auch eine überraschend moderne Seite. Hinter den dicken Stadtmauern hat sich eine junge, kreative Szene etabliert, die mit hippen Cafés und innovativen Start-ups überrascht. Besonders das Viertel Kalamaja ist ein Hotspot für Kunst und Kultur. Die Telliskivi Creative City, ein ehemaliges Fabrikgelände, ist heute ein lebendiger Treffpunkt mit Galerien, Designläden und angesagten Restaurants.  


Riga


Riga, die lettische Metropole, zeigt sich urban und stilvoll. Die Stadt ist ein Paradies für Architektur-Fans: Rund um die Alberta iela reiht sich ein beeindruckendes Jugendstilgebäude ans nächste. Diese kunstvollen Fassaden, von Blumenornamenten bis zu mythologischen Figuren, gehören zu den besten ihrer Art in Europa. 

Doch Riga hat noch mehr zu bieten: Der riesige Zentralmarkt, untergebracht in ehemaligen Zeppelin-Hangars, lädt dazu ein, lokale Spezialitäten wie geräucherten Fisch oder Birkenwasserkonserven zu probieren. Entspannung bietet ein Spaziergang entlang des Daugava-Flusses oder durch die vielen grünen Parks der Stadt. Abends erwacht Riga erneut zum Leben: Die Kneipen und Bars im Viertel Miera iela, auch als „Friedensstraße“ bekannt, sind beliebte Treffpunkte für Einheimische und Besucher, das urbane Flair der Stadt genießen wollen. 


Vilnius


Vilnius, Litauens Hauptstadt, begeistert mit barockem Charme und einem Hauch Exzentrik. Die Altstadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, ist ein Labyrinth aus engen Gassen, Kirchen und versteckten Innenhöfen. Besonders beeindruckend ist die gotische St.-Anna-Kirche, die mit ihren filigranen roten Backsteinen wie ein Kunstwerk wirkt. Doch Vilnius ist nicht nur ein Ort für Geschichtsliebhaber. Das Künstler-Viertel Užupis ist ein Ort voller Kreativität und Humor. Hier gibt es nicht nur eigene Gesetze, sondern auch einen Außenminister für Katzen – ein Symbol für die ironische und künstlerische Ader der Litauer. Vilnius zeigt sich aber auch modern: Im Viertel Paupys entstehen kreative Wohnprojekte, die das moderne Design mit der alten Struktur der Stadt verbinden. Von der Aussicht auf dem Gediminas-Turm bis zur berühmten Literatų-Straße, die Künstler mit kleinen Gedenktafeln ehrt – Vilnius ist eine Stadt, die immer wieder überrascht. 
 

Hohe Düne am Kurischen Haff, Litauen

Wilde Küsten, stille Wälder 


Naturwunder im Baltikum 

Zwischen den Städten bietet das Baltikum eine abwechslungsreiche Natur. In Litauen lockt die Kurische Nehrung, eine Halbinsel mit hohen Sanddünen, die von der Ostsee und dem Kurischen Haff umgeben ist. Die „tanzenden Bäume“ in diesem Gebiet verdanken ihre surrealen Formen nicht etwa Magie, sondern natürlichen Wachstumsanomalien. 

In Lettland führt der Gauja-Nationalpark Besucher durch Täler und Wälder, die wie gemacht sind, für lange Wanderungen oder Radtouren. Besonders im Herbst, wenn die Blätter in Rot- und Goldtönen leuchten, wirkt die Region wie ein Gemälde. Wer sich traut, kann eine Höhle besuchen, in der angeblich der lettische Robin Hood, Kämpfer gegen die deutsche Herrschaft, Zuflucht gefunden haben soll. Doch auch die Seen Lettlands haben ihre Reize: Besonders die Region um Latgale, auch „Land der blauen Seen“ genannt, verzaubert mit friedlicher Abgeschiedenheit und Spiegelungen des Himmels in unzähligen Gewässern. 

Estland bietet Natur, die fast surreal wirkt. Im Lahemaa-Nationalpark, nur eine Stunde von Tallinn entfernt, findet man eine nahezu unberührte Küstenlandschaft mit Mooren, Kiefernwäldern und alten Fischerdörfern. Und die endlosen Wälder Estlands? Sie sind Heimat für Wildtiere wie Elche, Bären und sogar Wölfe. In Estland gibt es mehr Inseln, als die meisten erwarten – über 2.200. Auf Saaremaa, der größten davon, kann man einen Meteoritenkrater bestaunen, der vor 4.000 Jahren entstand. Noch heute glaubt man hier, dass die Kraft des Einschlags heilende Wirkung hat. 

Ein Tourenrad steht auf einem Holzweg entlang der Ostseeküste.

Abenteuer zu jeder Jahreszeit 


Outdoor-Erlebnisse im Baltikum

Wandern und Radfahren entlang der Ostseeküste: Gut ausgeschilderte Wege führen entlang schöner Strände, durch Kiefernwälder und vorbei an Fischerdörfern. Besonders beliebt ist der Baltic Sea Cycle Route (auch EuroVelo 10), ein Radweg, der sich entlang der gesamten Küste erstreckt. In Litauen kann man die Route mit einem Abstecher zur Kurischen Nehrung verbinden, wo die Kombination aus Sanddünen, Meer und unberührter Natur jede Fahrt zu einem besonderen Erlebnis macht. 

Kajakfahren und Wasserabenteuer: Die Flüsse des Baltikums sind ein Paradies für Kajakfahrer. Egal, ob man die ruhigeren Gewässer Lettlands bevorzugt oder die Herausforderung der Stromschnellen in Estland sucht – für jedes Level gibt es die passende Strecke. Besonders bekannt ist der Fluss Gauja in Lettland, der sich durch eine Landschaft aus Sandsteinklippen und Wäldern schlängelt. Es gibt sogar mehrtägige Touren, bei denen man auf kleinen Inseln oder an versteckten Flussufern zelten kann. 

In Litauen lohnt sich eine Kajaktour auf der Memel (Nemunas), dem größten Fluss des Landes. Die Touren führen an historischen Festungen vorbei und geben einem die Möglichkeit, die Landschaft aus einer ganz neuen Perspektive zu erleben. 

Wintersport im Baltikum: Wenn der Winter die Region in Schnee hüllt, verwandelt sich das Baltikum in ein Winterwunderland. Estland bietet zahlreiche Möglichkeiten für Langlauf, besonders in der Region Otepää, die als das „Winterhauptstadt Estlands“ bekannt ist. Kilometerlange, gut präparierte Loipen führen durch schneebedeckte Wälder und über gefrorene Seen. 

Auch Litauen überrascht mit Wintersportmöglichkeiten. Der Skizentrum „Snow Arena“ in Druskininkai bietet selbst dann Skispaß, wenn es draußen keinen Schnee gibt – dank einer der größten Indoor-Skipisten Europas. Für Outdoor-Fans gibt es nahe Vilnius Rodelbahnen und kleinere Skigebiete, die für Familien und Anfänger ideal sind. 

Luftaufnahme des sonnigen Sonnenuntergangs im Sommer auf die Burg der Insel Trakai, Litauen

Märchenhafte Burgen und spannende Geschichten 


Historische Einblicke im Baltikum 

Im Baltikum ist die Geschichte allgegenwärtig.  

Die Wasserburg Trakai in Litauen ist ein perfektes Beispiel dafür, wie Geschichte und Schönheit Hand in Hand gehen. Auf einer kleinen Insel gelegen, spiegelt sich die rote Burg im umliegenden Gewässer. Einst diente sie als wichtiger Verteidigungspunkt und Machtzentrum, heute kann man durch ihre Gemäuer wandern und die beeindruckende Kulisse genießen. Und wenn man nach der Besichtigung hungrig ist, sollte man unbedingt die berühmten Karaim-Teigtaschen, eine kulinarische Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht, probieren. 

In Lettland, mitten im Gauja-Nationalpark, erheben sich die Burgen Turaida und Sigulda. Während die Burg Turaida mit ihrem markanten roten Backstein und ihrem Aussichtsturm besticht, verbergen die Ruinen von Sigulda Geschichten von Rittern und romantischen Legenden. Besonders bekannt ist die „Rose von Turaida“, eine junge Frau, deren Mut und Liebe zur Legende geworden sind.  

Doch die historischen Highlights des Baltikums enden nicht im Mittelalter. Orte wie das Museum der Besatzungen und Freiheitskämpfe in Vilnius oder die Radioteleskop-Anlage RT-32 in Irbene in Lettland beleuchten auf beeindruckende Weise die jüngere Geschichte. Letzteres ist ein erstaunliches Relikt der Sowjetzeit – einst ein geheimer Ort für Spionage, heute ein stiller Zeuge technologischer Raffinesse und vergangener Machtspiele. 

In Estland schließlich thront die Ordensburg Narva direkt an der Grenze zu Russland. Ihre Mauern und der Blick über den Fluss erzählen von der strategischen Bedeutung der Region – aber auch von der Ausdauer und dem Stolz ihrer Bewohner. 

Menschen feiern die Johannisnacht mit großen Lagerfeuern am Sandstrand der Ostsee

Traditionen mit Herz 


Feste, Feuer und Gesang 

Die kulturellen Feste des Baltikums sind ein Erlebnis für sich. Besonders beeindruckend ist das estnische Sängerfest, bei dem Zehntausende in einem riesigen Chor ihre Volkslieder singen – ein Ereignis, das sogar die UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt hat. Wer es kleiner und persönlicher mag, sollte sich die Johannisnacht im Sommer nicht entgehen lassen. An diesem Abend tanzt, singt und grillt man am Lagerfeuer, während man versucht, ein magisches Farnkraut zu finden, das angeblich Wünsche erfüllt.

Gericht der litauischen Küche, Ceppeline - Zeppeline

Herzhafte Klassiker und süße Überraschungen 


Die Küche des Baltikums 

Die baltische Küche mag auf den ersten Blick schlicht wirken, hat aber viele spannende Facetten. In Litauen sind die Kartoffelklöße „Cepelinai“ nicht nur wegen ihrer Größe beeindruckend – sie können es locker mit jedem deutschen Knödel aufnehmen. In Estland gehören eingelegter Hering und dicke Roggenbrot-Scheiben fast überall dazu, während Lettland mit waldreichen Zutaten wie Pilzen und Beeren punkten kann. Zum Nachtisch unbedingt den estnischen „Kama“ probieren, ein Dessert aus Roggenmehl, das überraschend leicht schmeckt.

Wunderschönes Panorama der Altstadt von Vilnius mit Heißluftballons am Himmel

Planen, Packen, Losfahren


Praktische Tipps für die Baltikum-Reise

Damit die Reise ins Baltikum rundum gelungen wird, gibt es ein paar hilfreiche Tipps, die man vorab wissen sollte – von der besten Reisezeit bis zur unkomplizierten Fortbewegung. 

Wann ist die beste Reisezeit? 

Das Baltikum ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Im Frühling erwacht die Natur, und die Parks und Wälder der Region erstrahlen in frischem Grün. Im Sommer locken milde Temperaturen, lange Tage und zahlreiche Festivals. Der Herbst ist perfekt für alle, die leuchtende Farben lieben – vor allem in den Nationalparks und Wäldern, die wie gemalt wirken. Der Winter hingegen tauchen Städte und Landschaften in eine zauberhafte, verschneite Stille ein. Tallinns Altstadt mit ihren schneebedeckten Dächern und Weihnachtsmärkten wirkt zu dieser Zeit wie aus einem Wintermärchen. 

Wie kommt man von A nach B? 

Die Verkehrsanbindung im Baltikum ist hervorragend, und das Reisen zwischen den drei Ländern ist überraschend einfach. Mit modernen Bussen, wie denen von „Lux Express“, kommt man bequem und preiswert von einer Hauptstadt zur nächsten. Die Fahrten sind nicht nur komfortabel, sondern bieten unterwegs auch malerische Ausblicke auf die Landschaft. Tipp: Die Entfernungen sind überschaubar – von Tallinn nach Riga oder von Riga nach Vilnius sind es jeweils nur wenige Stunden.  

Ist das Baltikum sicher? 

Definitiv! Das Baltikum gehört zu den sichersten Regionen Europas. Egal, ob man durch die beleuchteten Gassen von Vilnius spaziert oder auf einem Radweg an der Ostsee unterwegs ist – man kann sich hier entspannt und sicher fühlen. Besonders hervorzuheben ist die Gastfreundschaft der Einheimischen: Die Menschen im Baltikum sind warmherzig und hilfsbereit. Auch wenn Englisch nicht überall gesprochen wird, wird man oft mit einem Lächeln und viel Geduld empfangen. Ein kleiner Tipp: Ein paar Worte in der jeweiligen Landessprache, wie „Aitäh“ (Danke) in Estnisch oder „Paldies“ in Lettisch, werden überall geschätzt. 


Entspannt ins Baltikum


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